Kunst und Solidarität

 

Seit dem Putsch vom Juli 1936 riefen linksliberale Intellektuelle im In- und Ausland zur Solidarität mit der Spanischen Republik auf. Vor allem André Malraux (1901-1976), Mitglied der französischen KP, appellierte auf Kundgebungen und Veranstaltungen an die Intellektuellen und Künstler Frankreichs.

Neben ausländischen kommunistischen Künstlern wie Max Lingner (1888-1959), dessen Mutter-Kind-Plakat (Abb. links) zur Finanzierung von Lebensmittellieferungen für Spanien beitrug, beteiligte sich auch internationale Kunstprominenz an Solidaritätsaktionen.(37) Pablo Picasso (1881-1973) veröffentlichte die satirischen Flugblätter "Traum und Lüge Francos", aus dessen Erlös notleidende Republikaner versorgt wurden. Ursprünglich sollten die Bögen in einzelne Bildfelder zerschnitten werden, um diese als Solidaritätspostkarten zu verkaufen. Zuletzt wurden sie aber doch als Blatt im Spanischen Pavillon angeboten. Bei diesen Blättern manifestierte sich Picassos Streben nach einem internationalen Kunststil. Sowohl der Titel "Traum und Lüge" als auch die häßliche Deformierung der Franco-Figur drücken eine Nähe zu den französischen Surrealisten aus. Einerseits gab Picasso dem Käufer ein nach der écriture automatique selbstverfaßtes, absurdes Gedicht als Beigabe dazu. Andererseits kehrte er sich bewußt von der bloßen Schilderung der Oberfläche und der äußeren Erscheinung ab, um Unterbewußtes sichtbar zu machen.(38) Trotz aller surrealistischer Verfremdung erzählen die Blätter dennoch wie ein Aleluya, ein spanischer Bilderbogen, von den Abenteuern Francos und Anekdoten aus dem Bürgerkrieg.(39) Dem Zeitgenossen, der mit der Gebrauchsgraphik und Trivialliteratur der Propagandaministerien vertraut war, war es ein leichtes, die Geschichten der einzelnen Vignetten zu entschlüsseln.(40)